Schönheitskur dringend nötig

Im März 2020 hat unsere Mokendeist den letzten Anstrich Antifouling bekommen. Das ist jetzt über 3 1/2 Jahre (43 Monate) her. Unser Antifouling hatte in Syrakus auf Sizilien einen langen Bart (Bewuchs) bekommen. Das soll das Antifouling eigentlich verhindern. Nun habe ich aber von anderen Seglern aber auch gehört, dass dieses Problem dort bekannt sei, also vielleicht doch nicht unbedingt mit unserem alternden Anstrich zu tun hat. Wir sind gespannt auf das Kranen, zeigt sich dabei ja erst wie schlimm das Problem wirklich ist. Oberhalb der Wasserlinie ist es aber auch nicht schön. Gelbe, braune und grüne Beläge haben sich überall gebildet. Vom SUP aus hatte Anne schon einmal angefangen das Boot zu reinigen, aber das ist schwierig bis unmöglich da man einen Reiniger auftragen und einwirken lassen muss. Kleine Wellen spülen diesen aber sofort wieder weg.

Damit wir uns auf dem Schiff ausbreiten können gönnen wir uns eine Apartmentwohnung, die wir erstmals über die Plattform Airbnb buchen. Wir haben sie für 8 Tage und hoffen damit auszukommen. Leider bekommen wir zu dem von mir gewünschten Termin am Freitag keinen Krantermin mehr. Dumm gelaufen, denn dadurch geht uns die Möglichkeit am Wochenende anzufangen leider flöten. Wir beziehen aber schon unsere Wohnung und können uns an Bord gut vorbereiten. Die Polster werden alle abgezogen und kommen in die Vorkoje. Die Bezüge werden in der Wohnung alle gewaschen – ja dort gibt es eine Waschmaschine.

Der Montag Morgen kommt und mit uns haben zwei andere Boote die gleiche Uhrzeit genannt bekommen – grummel. Ich finde solche Termin vergaben furchtbar. Wir sind dann als zweites dran und die Stunde der Wahrheit naht. -Das Unterwasserschiff sieht nicht so schlimm aus wie befürchtet. Scheinbar haben wir noch ordentlich Bewuchs abgesegelt bzw. motort. Der Propeller sieht hingegen übel aus, vom Überwasserschiff hatte ich ja schon berichtet. Das Kranen klappt hervorragend und wir bekommen einen Platz vor dem Toilettengebäude und neben den Salty Brothers, die vor uns gekrant haben.

Wir haben bei der Terminvereinbarung auch die Reinigung per Hochdruckreiniger gebucht. Auf meine Nachfrage wann und wo diese stattfindet wird mir gesagt, am Abstellort. Hier gibt es keine Abscheider etc. . Der Sandplatz ist hier mit einer dicken Schicht alten Antifoulings versehen. Hier gibt es scheinbar keinerlei Umweltauflagen. Leider sind wir jetzt Teil dieser Umweltsauerei, denn der Waschprozeß beginnt. Nicht preiswert, aber der Kollege gibt sich über eine Stunde größte Mühe den Dreck wegzustrahlen und auch den Propeller zu reinigen. Hierfür benutzt er eine Säure, die nach kurzer Einwirkzeit erstaunliches leistet.

Nachdem er mich fragt ob das ok sei und ich ihm 5 € Trinkgeld gebe fängt er noch einmal an nach zu arbeiten. Der ist schon klasse. Leider ist es anschließend so naß mit Pfützen, dass wir zunächst unter dem Boot nicht arbeiten können. Nicht so tragisch – es gibt genug zu tun.

Auf unserem Programm steht der Tausch aller Fäkalienschläuche nebst zweier Borddurchlässe. Letztere werden wir alte aus Bronze gegen neue aus Kunststoff bzw. Nylon tauschen. Diese sind eine Ecke größer, sollten aber gut passen. Da sich die Durchführungen unter Wasser befinden ist diese Arbeit nur an Land möglich. Um an alle Schläuche zu gelangen muss der von mir gebaute Schrank im WC Raum leider auseinander gebaut werden, da sich dahinter der von mir installierte Fäkalientank befindet. Der Ausbau der Schläuche ist immer eine Sauerei, da auch bei größter Vorsicht immer irgendwo irgendeine Flüßigkeit austritt. Mit den Bordduchlässen fakel ich nicht lange, diese werden kurzer Hand draußen abgeflext und dann nach innen durchgestoßen. Einen kleinen Ausrutscher mit der Flex repariere ich dann gleich mit 5-Minuten Epoxid.

Es geht voran. Ich kann am nächsten Tag auch draußen arbeiten und Anne fängt an das Unterwasserschiff zu schleifen und somit für den neuen Anstrich vorzubereiten. Ein in der Vorwoche bestelltes Gerüst bekomme ich nicht, weil der vorherige Mieter dieses länger benötigt als vereinbart. Sowas geht glaube ich auch nur hier. Ich ärgere mich darüber sehr, denn auf diesem Werftgelände gibt es auch keine Böcke oder ähnliches. Man glaubt man hat die geplanten Arbeiten gut vorbereitet und dann soetwas. Ich kann dann aber, weil die Werftarbeiter deren einziges Gerüst zur Zeit nicht benötigen, dieses mieten. Ich fange an den Rumpf zu polieren.

Wir sind froh, dass wir uns für die Anmietung von einem Apartment entschieden haben. Rechnet man selbstgemachtes Abendessen, welches wir unmöglich hätten an Bord zubereiten können und Waschmaschine dagegen, ist die Wohnung sehr preiswert. Wir können diese mit unseren Rollern in 10 Minuten erreichen und genießem den Komfort. Anne hat einen riesigen Balkon zum frönen ihres Lasters, wir genießen den Backofen für eine schnelle Fertigpizza, Lasagne oder Fritten daraus und natürlich die etwas zu klein geratene Badewanne.

Die Arbeiten gehen zügig vorwärts. Der Rumpf ist poliert und muss noch gewachst werden. Anne hat das Unterwasserschiff fertig und die Sanitärsachen sind auch erledigt. Bei den neuen Schläuchen habe ich übrigens die Schutzfolie drumgelassen. Unser Freund Bill meinte, dies sei doch eine zusätzliche Geruchsbariere – recht hat er.

Das Gute an den Holzböcken, wie sie hier benutzt werden, ist, dass man diese gut versetzen kann, um an den Auflagestellen auch zu streichen. Wir haben uns einfach einen zusätzlichen geholt und so ein bei ein versetzt. -Ging wunderbar! Die Opferanoden (zum Korosionsschutz des Antriebes) passten leider nicht auf Anhieb und ich hatte noch Ausschnitte zu machen.

Wir haben uns entschloßen auch das Wochenende noch an Land zu bleiben. Das Apartment haben wir nur bis Samstag gemietet und es ist danach auch belegt. Wir bekommen aber von Yana, der Vermieterin eine Nachricht, wenn wir wollen können wir Verlängern. -Das tun wir um drei Nächte. Klasse! Somit haben wir keinen Streß und können auch noch Schönheitsreparaturen am Rumpf erledigen. Auch die neuen Schläuche sind drin, sowie ein neuer Füllstandssensor im Tank installiert und der Badschrank kann wieder zusammen gebaut werden.

Der Rupf ist dann auch gewachst und Auspoliert und glänzt wieder 🙂 Am Montag können wir dann wieder ins Wasser. Habe ich jedenfalls gedacht. Als ich am Montag wegen Kranen frage bekomme ich zur Antwort, ich müsse ins Marinabüro gehen. Gesagt getan. Hier teilt man mir aber dann mit, ich sei zwar für heute auf der Liste gewesen, aber man hätte mich wieder runtergenommen weil ich Sonntag nicht zum Bezahlen gekommen wäre. Das ist ziemlich schräg, denn man gibt mir erst einen Termin für Dienstag. Da das Boot von oben irre dreckig ist, was primär an unseren Nachbarn, die ohne Filter ihr Schiff abgeschliffen haben, lag, verlängern wir das Apartment um eine weitere Nacht. Das gibt uns die Möglichkeit, das Schiff vorher zumindest vom gröbsten Dreck zu befreien.

Auch nutzen wir unsere Wohnung noch einmal, um einen gemeinsamen Abend mit Annika und Erik von der Karl zu verbringen. Wer mich kennt, weiß, dass ich für mein Leben gerne koche. Vegetarisch könnte ich, aber für Vegan fehlt mir jegliche Fantasie. Dies gestehe ich Annika. Die Beiden sind schon lange Veganer und so äußere ich den Wunsch nach einem gemeinsamen Kochabend. Dieser wird dann auch total schön und sehr lecker. Bis spät in die Nacht quatschen wir und es ist total nett.

Es ist kalt am frühen Morgen. Erstmalig nach dem Sommer trage ich heute Socken! Wir fühlen uns gut vorbereitet aufs Einwassern auch wenn immer die kleine Ungewißheit „ist alles dicht“ Unbehagen auslöst. Natürlich wäre es kein Weltuntergang da man alles noch in den Krangurten hängend kontroliert, aber bezahlen lassen tun sich das Personal das auch. Um es vorweg zu nehmen – es ist alles dicht, auch die neuen Borddurchlässe incl. der Hähne und Anschlüße. Auch jetzt beim einkranen zeigt sich profesionalität. Über die Krangurte wird zum Schutz des Bootes noch ein Tuch fixiert, welches sowohl das frische Antifouling als auch den gewiehnerten Rumpf efektiv schützen.

Wir sind wieder an unserem Liegeplatz, auch wieder mit Hilfe eines Marineros festgemacht. Die große Putzaktion kann starten – es lohnt sich!

3 Gedanken zu “Schönheitskur dringend nötig

  1. Diethard Kratel

    💪👍🏼💪
    Das habt ihr ja super hinbekommen. Die Mokendeist sieht wieder frisch aus.
    Hoffentlich habt ihr die Woche an Land gut überstanden 😂.
    Wir wünschen euch eine schöne Wintersaison (für uns jedenfalls). Kommt gut rüber und wir freuen uns auf eure Berichte.
    LG Marga&Didi

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