Almerimar, vier YouTube Kanäle und wir

Die Putzaktion ist in vollem Gang. Anne stellt das komplette Boot auf den Kopf. Der Staub hat wirklich überall hin den Weg gefunden. Es stehen aber auch noch andere Dinge an. Den Genacker hatten wir zum Segelmacher gebracht und will abgeholt werden. Dieser ärgeliche Fehler hat dann aber nur 20 € gekostet. Den Rigger haben wir für eine Kontrolle unseres Mastes geordert. Dieser will ohne ein Protokoll 100 € haben, mit hätte es 150 € gekostet. Der Riggcheck bringt dann Gott sei Dank keine bösen Überraschungen. Lediglich die von mir eingebauten Kugellager am Schlitten für das Großschothorn bemängelt er. Er empfiehlt diese gegen die originalen Kunststoffrollen zu tauschen, da die Gefahr einer Beschädigung des Aluminiumprofils besteht. Ich teile diese Auffassung nur zum Teil, aber die Lager hätten wegen Korrosion eh gewechselt werden müssen. Die neuen Rollen schlagen dann auch gleich mit 70 € zu Buche. Schön aber das keine größeren Schäden zu finden waren.

Nach diesem beruhigenden Einsatz geht es noch an die Installation unserer neuen Gefrierbox. Diese haben wir uns gegönt, weil es schon schöner ist bei längeren Ankeraufenthalten auch noch mal eine Scheibe Fleisch oder ein Stück Fisch für Pfanne oder Grill zu haben. Von Eiswürfeln für Drinks ganz zu Schweigen 😉 . Zu der Truhe hatte ich auch schon Installationsmaterial gekauft. Unser erster Gedanke war, die Box unter den Kartentisch zu bauen. Hierfür habe ich eine Sperrholzplatte (soetwas war in Portugal nicht zu bekommen) und sogenannte Vollauszüge für die Anfertigung einer Schublade bestellt. Als es dann aber an die Installation gehen sollte haben wir noch einmal mit der Box im Original einen anderen weniger aufwendigen Platz gefunden. Sie steht jetzt auf einem kleinen „Podest“ in einer der Achterkammern. Der Sockel gleicht dabei nur eine kleine Schräge im Boden aus. Eine Stromzufuhr ist auch noch zu legen, aber auch dies klappt, nachdem wir einen Weg für das Kabel gefunden haben gut. Einen zusätzlichen Sicherungsautomaten hatte ich noch an Bord und jetzt surrt die Gefierbox leise vor sich hin.

Das Wetter für uns ist immernoch nicht da, oder wir sind zu wählerisch. Christoph, ein alleine segelnder Östereicher ist vor einigen Tagen los und schon in Gibraltar angekommen. Er hat aber gestanden fast alles unter Maschine gemacht zu haben. Das wollen wir nicht mehr. Wir haben im Mittelmeer soviel Motoren müssen, dass ich mich schon sehr lange frage, warum dies bei vielen als Traumsegelrevier gilt. Wir haben in unserem ersten Winter in Portugal einen neuen Motor bekommen. Im folgenden Jahr waren wir auf den Azoren. Die erste Inspektion war bei 50 Std erforderlich und wir sind mit 48 Std zurück in Portugal gewesen. Seit dem haben wir jetzt mehr als 650 Stunden motort – normal ist das nicht! Eine Änderung für die letzten 140 sm bis Gibraltar scheint aber auch nicht in Sicht zu kommen.

Genug gejammert, wir kümmern uns weiter um das Boot. Anne hat den Ankerkasten geleert und gereinigt. Anschließend die geklippsten Kettenmarkierungen gegen Kabelbinder ersetzt. Diese werden nun hoffentlich länger halten. Auf dem Bild sieht man im Vordergrund einen der zerborchenen Klipps. Ich habe derweil den Aufbau mehrmals gereinigt und nachdem kein Putzmittel geholfen hat neu poliert. Anschließend wurde es von mir neu mit Wachs versiegelt. Nun glänzt die Dame auch von oben wieder.

Mit der Karl- Crew, Annika und Erik fahren wir eine neue Datenkarte fürs Handy besorgen und einen großen Einkauf bei Lidl zu machen. Die beiden haben von einer Freundin einen VW- Bus Camper geliehen bekommen. Sehr praktisch für die Besorgungen im 9 km entfernten El Ejido. Die beiden sind aber wie schon erwähnt, nicht die einzigen Youtuber hier. Neben den Saltybrothers sind jetzt auch noch Olena und Johannes mit der Lea eingelaufen. Die beiden haben wir schon mehrmals gesehen, aber nie am Boot angetroffen. Schließlich treffe ich Johannes bei den Duschen und wir verabreden uns spontan für den nächsten Tag.

Wir fangen an Gerichte vorzukochen. Ich bereite Rinderrouladen vor. Diese hat der Schlachter groß geschnitten. Zwischendurch gehen wir auf der Lea, zu Olea und Johannes, den verabredeten Kaffee trinken. Die beiden sind total sympatisch. Sie zeigen uns ihr Boot, auf dem sie momentan sogar Gäste haben. Es ist extremst gut aufgeräumt und führt uns vor Augen, dass wir vor der Abfahrt auch noch etwas machen müssen. Die beiden haben auch noch Reparaturen zu erledigen und auch wir hoffen noch auf den Besuch von Volvo, um sich unseren manchmal nicht einkuppelnden Rückwärtsgang zu kümmern. Leider hatte ich dieses Problem nicht mehr richtig auf dem Zettel, worüber ich mich masslos über mich selber ärgere. Leider verstreicht dann der Freitag und nun kann ich nur Montag auf ihn hoffen.

Jetzt ist die Vorratskiste wieder mit Leckereien gefüllt

Wir haben unterhaltsame Stunden mit der Crew der Lea. Ein kleines elektrisches Problem kann ich für Johannes lösen. Am Abend gibt es noch einen kleinen Umtrunk auf der Pepper. Die Jungs wollen morgen los. Gemeinsam verabschieden wir uns von der Saltybrothers Crew mit der Pepper. Sie planen eventuell bis zu den Kanaren durch zu fahren.

Der nächste Törn Richtung Straße von Gibraltar wird mit Sicherheit einer der aufregendsten. Vor Gibraltar ist vor einigen Tagen ein Boot von Orcas attakiert worden. Dieses war danach manövrierunfähig und ist bei der darauf folgenden Schleppaktion gesunken. Wir beobachten momentan aufmerksam die einschlägigen Internetseiten und die Orca App. Noch sind wir uns nicht sicher welche Rute wir nehmen sollen. Ursprünglich war der Plan noch einen Tankstopp in Gibraltar zu machen, aber wir werden das Geschehen dort beobachten. Sollte es an der afrikanischen Küste sicherer sein könnten wir auch bis zu den Kanaren durchfahren. Wir werden es sehen.

Nachdem wir zwei Tage ohne ein Lebenszeichen von Volvo Penta gewartet haben wollen wir weiter. Wir haben 140 nm bis Gibraltar noch vor uns. Mit durch die Nacht fahren wären dies etwas über 24 Stunden. Wir wollen aber auch nicht so gerne im Dunkeln am Affenfelsen vorbei, da dort ja eventuell die Orcas lauern. So beschließen wir die Küste entlang in Tagesetappen zu fahren (Segeln wird wegen Windmangel nicht funktionieren). Wir verabschieden uns noch von der Lea, bei der Karl ist noch alles zugezogen. An der Rezption geht das ausschecken recht zügig und so starten wir die Küste entlang.

Sie See ist noch recht wellig, obwohl schon gestern kein Wind mehr war. Ein Stützsegel bringt nur mäßigen Erfolg da wirklich kein Lüftchen geht. Es ist eine langweilige ereignislose Fahrt entlang des Mare Plastico, dem Gewächshaus Europas. In der Ferne haben die Berge der Sierra Nevada schon Schnee. Es wird Zeit Süd gut zu machen. Wir beschließen nach Motril zu gehen. In Malaga scheint man seit diesem Jahr in der Marina keine Plätze mehr zu bekommen. Eine Anfrage über Navily ergab nur eine Absage. Da hatten wir letztes Jahr ja Glück, denn Malaga war ganz schön. In Motril haben wir keine Lust mehr auf Unternehmungen und bleiben an Bord. Wir wollen morgen früh raus.

Restaurant in der Marina Motril

Ein weiterer Flautentag gilt bezwungen zu werden. Heute ist die Strecke ein Ende länger und wir verlassen den Hafen mit dem ersten Büchsenlicht. Die Strömung ist uns gnädig gestimmt und wir kommen zunächst gut voran. Es ist aber sehr kalt. Unser auserkorenes Ziel ist Marbella.

Wir haben ein total interessantes Stömungserlebnis. zur Seeseite ist das Wasser spiegelglatt und zur Landseite gekräuselt. Der Autopilot hält seinen Kurs. Wir kommen vom gekräuselten ins glatte und die Geschwindigkeit geht um einen halben Knoten runter. Ich halte wieder mehr auf Land zu und wir werden wieder schneller. Nach einer halben Stunde das gleiche Spiel, aber jetzt ist die Differenz 2 Knoten. Bei diesem großen Unterschied lohnt sich der etwas längere Weg dichter unter Land. Wir können sogar eine Hightec Yacht die weiter draußen motort überholen. Hinter uns ist in weiter Ferne die Lea, die nun auch gestartet ist. Mit ihr zusammen die Catherine aus Hamburg mit Boris und Annette. Sie gründen eine WhatsApp Gruppe „Auf nach Gibraltar“. Ich werde eingeladen. Vor uns fährt die Sea 3PO mit Patrick. Er versorgt mich mit Infos von „Vorne“. Ich wiederum versorge die zwei hinter uns. Patrick beobachtet vor Marbella zwei Wale in einiger Entfernung. Er kann nicht ausmachen, um was für Wale es sich handelt. Die Nerven liegen blank. Er fährt noch weiter unter Land und ankert letztlich vor Marbella. Wir biegen kurzentschloßen nach Fuengirola ab und ankern dort vor dem Strand dicht an der Hafeneinfahrt.

Am Morgen geht es erneut mit dem ersten Licht weiter. Wir wollen Gibraltar erreichen und das ist noch ein ganzes Stück. Als wir gleich um die Ecke und den Leuchtturm Punta de Calaburras herum sind bleiben wir im 20 m Bereich. Dieser Bereich gilt als „Orcasicher“ auch wenn wir schon mit jemanden gesprochen haben der auf 12 m Wassertiefe attakiert wurde. Patrick, auch heute unser Frontmann, kündigt vor Estepona starken Wind mit bis zu 30 kn auf die Nase an. Als es bei uns dann so weit ist bergen wir rasch das Großsegel und motoren gegen die unangenehm werdende Welle gegenan. Kein Spaß. Der Strom ist uns aber hold und so kommen wir trotzdem voran. Mit abnehmender Welle, weil weiter zum Land, werden wir auch wieder schneller. Die Catherine und die Lea beschließen abzudrehen.

Als wir die Küste von Estepona erreichen können wir unseren Kurs dann deutlich nach Süden ändern. Nicht das es jetzt sofort wärmer wird, aber wir können endlich Segeln und der Motor kann nun aus. Wir fahren auf The Rock zu, im Hintergrund die Küste Afrikas. Bis zur Landebahn des Flughafens Gibraltar können wir Segeln um dann wieder unter Maschine gegen den um die Ecke pfeifenden Wind gegenan zu fahren. Diese Quälerei dauert aber nur eine halbe Stunde und wir drehen in die Bucht von Gibraltar. In der Marina hatte ich über Navily einen Platz gebucht. Ich muß schon sagen, dass dieses Buchen und Wissen eines vorhandenen Liegeplatzes toll ist. Es kostet nicht einen Cent mehr.

Wir sind glücklich aber auch total kaput in La Linea de Conception (spanische Seite von Gibraltar) angekommen. Wir gehen zu einem einfachen aber guten Chinamann, Essen und gehen wieder zurück an Bord, um totmüde in die Koje zu fallen. Das waren anstrengende Tage gespickt mit der Anspannung mit den Orcas. Jetzt hoffen wir erneut auf Hilfe vom hiesigen Volvo Penta Laden. Drückt die Daumen!

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