Resümee Mittelmeer

Ich mag es gar nicht glauben – 638 Tage ist es her, dass wir in Gibraltar einglaufen sind, das sind 21 Monate. Beim Ansteuern damals lief es mir kalt den Rücken runter, war es für mich doch ein sehr irres Gefühl auf eigenem Kiel von Nord- nach Südeuropa gefahren zu sein. -Afrika in Sichtweite

Wir haben eine sehr schöne Zeit hier verbracht. Wir haben neue Länder besucht, andere Kulturen erkundet und neue leckere Speisen getestet. Wir haben tausende von Kapellen, Kirchen und Moscheen gesehen. Wir haben tolle Landschaften entdeckt und viel geschwitzt. Wir haben uns Zeit genommen, aber leider nicht alle unserer Wunschziele angesteuert.

Das Wetter

war schon speziell. Im Februar ins Mittelmeer zu segeln war schon toll. Die Temperaturen waren zumindest über Tag sehr angenehm. Am Anfang war der Wind aber nicht auf unserer Seite. Wollten wir doch gerne unsere Freunde Sven und Urte gerne auf Mallorca empfangen, kämpften wir uns gegen den sehr häufigen Nordost bis Cartagena. Leider ging es von hier aber wetterbedingt nicht weiter. Die beiden kamen schließlich nach Cartagena. Auch als die beiden dann wieder abgereist waren ging es für uns noch nicht weiter. Der Wind hielt uns weiter fest. Als wir dann schließlich den richtigen Wind bekamen, sind wir dann gleich durch bis Sardinien gefahren ohne einen Stopp auf den Balearen.

In Italien wollten wir uns nicht lange aufhalten. Nach einem kurzen Stopp in Cagliari an der Südküste ging es weiter ostwärts. An der Nordküste von Sizilien fanden wir aufgrund des stetigen nördlichen Windes keine Ankerbuchten. Wir mussten in Häfen. Diese sind im April dann noch bezahlbar, haben aber im Mai einen deutlichen Preissprung nach oben. Jetzt ließ der Wind deutlich nach. Wir hatten aber Glück und konnten mit leichtem Wind nach Griechenland fahren. Griechenland war unser auserkorenes Zielgebiet. Hier wollten wir auch den Winter verbringen. Doch zunächst galt es die Westseite, die Ionische See zu entdecken. Wir fuhren hoch bis Korfu und anschließend wieder nach Süden. Wir schwitzten bei unglaublich heißen Temperaturen. Selbst für hier war es ungewöhnlich warm. Hier im Ionischen Meer fing der Wind meistens am späten Vormittag an, kam aus Nordwest und hörte dann am späten Nachmittag wieder auf.

Um den Peloponnes wollten wir aber erst im Spätsommer, wenn auf der Ostseite Griechenlands der mitunter sehr starke Meltemi (Starkwind) nachläst. Dies taten wir dann auch und fuhren am Festland zunächst nach Norden. Aber auch hier haben wir wegen des ständigen Nordwindes Tessolaniki aus unserer Wunschliste genommen. Nicht so tragisch, denn jetzt galt es die Inseln zu erkunden. Mit den meist aus nördlichen Richtungen wehenden Winden ging es dann erst in die Sporaden. Auch die Kycladen lagen auf unserer Route. Die Temperaturen hatten inzwischen wieder erträgliche Bereiche erlangt. Die Saison wurde lang für uns. Erst im Dezember hatten wir uns ein Winterquartier auf Kreta besorgt. Wir erreichten dieses in einer letzten Übernachtfahrt Ende November. Das Wetter ist noch immer recht angenehm. Trotzdem waren wir auch froh über die bevorstehende Segelauszeit.

Der Winter in Agios Nicolaos war angenehm. Zu unserem Glück und Leidwesen der hiesigen Bauern war der Aufenthalt sehr trocken. Die Temperaturen waren sogar über denen des letzten Winters an der Algarve. Auch der Wind war gut erträglich und hat nur wenige Male den Hafen in Bewegung versetzt.

Der Januar in Deutschland war dann schon feuchter. Schnee hatten wir nicht.

Den Rest vom Winter auf Kreta war uns das Wetter aber auch noch hold. Das Frähjahr und der Saisonstart hätten besser sein können. Viel Wind aus der falschen Richtung war der Auftakt. Wir konnten dann aber die östlichen Kycladen noch genießen. Durch den Kanal von Korinth erreichten wir dann wieder den gleichnamigen Golf. Wie im Vorjahr auch schon ohne Wind. Auch die Ionischen Inseln hatten für uns das geliche Wetter parat wie im Vorjahr.

Wir setzten nach Italien über und wollten eigentlich durch die Straße von Messina noch Norden weiter. Der stetige Nordwind ließ dies wiedereinmal nicht zu. So gingen wir südlich um Sizilien nach Malta. Der Nordwest hielt an. Schließlich fuhren wir nach Tunesien und kamen danach mit einer Windänderung nach Sardinien. An der Westküste ging es nach Norden und danach kämpften wir uns gegen den so häufiger werdenden Westwind über die Balearen Stück für Stück durch bis Gibraltar.

Im Großen und Ganzen hatten wir eher zu wenig als zu viel Wind. Wir sind unglaublich viel Motort. Richtigen Starkwind hatten wir nur ein einziges Mal bei Saisonstart auf Kreta. Unwetter und starke Regenfälle hatten wir nie. Es war unglaublich heiß im Sommer. Die Temperaturen über den gesamten Mittelmeer Aufenthalt waren aber sonst durchaus schön.

Die Kulturen

waren sehr unterschiedlich. In den europäischen Ländern waren es die unterschiedlchsten Kirchen als erstes. Hier sind es riesige Kathedralen bis hin zu den kleinsten Kapellen aber auch Moscheen. Aber besonders die Anzahl der Kirchen und Kapellen speziell in Griechenland war beeindruckend. Mancherorts hatten wir den Eindruck als gäbe es mehr Kapellen als Einwohner. Auch Malta mit angeblich 365 Kirchen und einer der schönsten Kathedralen der Welt war toll.

Antikes hat der Mittelmeerraum reichlich vieles zu bieten. Wir haben in allen Ländern viele Amphittheater, Plätze und Festungen besucht. Auch jahrtausende alte Orte in Griechenland haben uns stark beeinduckt. Historische Bauwerke gab es an jedem Ort.

Tunesien als unser erstes nicht europäisches Land hatte natürlich auch noch anderes zu bieten. Allerdings gab es auch ähnliche Dinge da die Araber auch in Europa Spuren hinterlassen haben. Einen tollen Einblick bekamen wir hier mit der organisierten Bustour mit deutschsprachigem Führer durch Tunesien incl. dem Besuch der Sahara. Da dieses Land so völlig anders war empfehle ich die beiden Berichte darüber, falls ihr diese noch nicht gelesen habt, „Ab in die Wüste“ und „Sahara“

Die Südländer sind jeder für sich schon toll. Was als Nordeuropäer aber auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig ist, ist das späte Abendleben bzw. die späten Abendmahlzeiten. Einige der Restaurants öffneten erst um 20 Uhr waren aber dann auch nicht immer schon bereit zu starten. Auch die kleinen Kinder sind zu diesen späten Uhrzeiten noch überall mit dabei.

Das Kulinarische

ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Wer mich kennt weiss, dass ich für mein Leben gerne Koche. Ich konnte seit Beginn unserer Reise meine Palette an neuen Gerichten doch ordentlich erweitern. Hier im Mittelmeer in Spanien waren es allen vorweg die Tapas aber auch in Italien gibt es mehr als nur Pizza und in Griechenland mehr als nur Gyros. Auch Malta und auch Tunesien haben da ihre eigene Küche. Ich möchte jetzt gar nicht sagen welche mir am besten gefallen hat, war doch jede irgendwie toll.

Die Menschen

sind hier im Süden deutlich entspannter. Sie sind aber auch lauter. Mit deutscher Pünktlichkeit braucht man hier schon Mal gar nicht kommen oder sollte diese gar erwarten. Hieran konnte ich mich aber die ganze Zeit nicht gewöhnen. Im Straßenverkehr gibt es schon deutliche Unterschiede auch untereinander. Vielerorts hält man für Fußgänger an und läst sie passieren ohne das es dafür eines Zebrasteifens oder gar einer Ampel bedarf. Anderer Orts gibt es keine oder unpassierbare Fußwege, weil hier scheinbar auch niemand per Pedes unterwegs ist. Die geriffelten Führungen für sehbehinderte Menschen beispielsweise werden bei Hindernissen einfach ausgesetzt.

Interessante Mitstreiter haben wir aber auch kennengelernt. Viele haben ebenfalls Blogs oder auch YouTube Kanäle. Wir möchten keine Zeit mit ihnen missen.

Die Häfen

sind sehr unterschiedlich. Sind die Häfen in Italien meist ausgesprochen teuer so sind in Spanien und Griechenland viele in Komunaler Hand und nicht sehr teuer. Man bekommt aber auch nicht immer viel für sein weniges Geld. In Griechenland, aber auch in Italien ist es meist nur eine Anlegemöglichkeit mit Hilfe des eigenen Ankers. Mooringleinen, also Leinen die am Ufer und meist an einer großen Kette am Grund des Hafens befestigt sind, holt man sich nachdem herstellen einer ersten Landverbindung an Bord und zieht damit das Boot vom Ufer weg. Das Deck muss anschließend einer Reinigung von Modder und Muscheln unterzogen werden. Wasser, Strom oder gar sanitäre Einrichtungen sucht man vergeblich. Absaugstationen für den eigenen Fäkalientank gibt es im gesammten Mittelmeer nicht. Über deren Folgen muss ich wohl nicht berichten. Wasser kann vielerorts von Restaurants gebunkert werden, setzt aber voraus, dass man dort dann auch zu Abend ist. Auch der Schutz den die Häfen eigentlich bieten sollten ist nicht überall gewährleistet. Dies betrifft aber nicht nur die griechischen Häfen . Etwas besser wird es meist in den Marinas. Hier sind die Preise aber auch sehr hoch. Allen voran in Italien. Von hier stammt wohl auch der Satz „Fährst du ins Mittelmeer hast du bald keine Mittel mehr“.

Ankerbuchten

mit kristallklarem Wasser gibt es in dem gesammten Fahrtgebiet. Oft sind diese eher zu tief als zu flach. Fischreichtum gibt es aber nicht. Zum Schnorcheln bieten viele Buchten aber trotzdem Sehenswertes. Wir haben nie, wie hier oft üblich mit einer Landleine geankert. Einige wenige Male hatten wir aber einen zweiten Anker draußen, um das Boot mit der Nase in die Dünung zu drehen. Fallwinde gab es häufig in den Buchten mit steilen Bergen.

Ausflüge

haben wir großartige gemacht. Allen voran waren zwei mehrtägige Ausflüge unsere Highlights. Im Frühjahr oder Beginn des Sommers waren wir im Inneren Griechenlands im Nationalpark Tzoumerka. Hier haben wir die Bergwelt sehr genossen. In Tunesien war es dann eine Tour in die Sahara die uns ebenfalls umheimlich begeistert hat. Viele kleine eintägige Ausflüge mit einem Mietwagen haben wir natürlich auch unternommern. Oft mit Bill und Laurie oder auch Björn und Viola zusammen, was immer ein riesen Spaß war.

Ansonsten

sitzen wir jetzt hier in La Linea de Conception, die spanische Seite von Gibraltar, und müssen sehen, dass unser Rückwärtsgang wieder zum Laufen kommt. Am morgigen Montag soll ein erneutes Kranen Aufschluß über die mögliche Ursache bringen. Wir hoffen inständig, dass wir keinen neuen Propeller brauchen, der ein erhebliches Loch in unsere Reisekasse reißen würde.

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