Barock ³ und in luftiger Höhe

Die Zeit des Barock hatte in Italien bereits im 16. Jahrhundert (1570) seinen Anfang und damit schon 40 Jahre vor dem französischen. Die Merkmale des barocken Baustils sind unter anderem großzügig gestalltete Gebäude mit riesigen Säulen, konkav und konvex geschwungenen Bauelementen und, was mich immer wieder fasziniert, Kolonaden (Säulengänge), Kartuschen und Volute (Gestaltungselemente) sowie Skulpturen, Stuckarbeiten und Fresken.

Die sprichwörtliche „barocke Lebenslust“ meint vor allem: Entspannen, gut essen und trinken, sich amüsieren – und vor allem nicht ans Morgen denken. Darin glaube ich befinden wir uns noch 😉 .

Nun gut, wir ankern jetzt schon eine Weile vor der Barockstadt Syrakus bzw. der Insel Ortygia. Unsere Freunde von der Toodle oo sind auch hier eingetroffen und wir planen ein Auto für zwei Tage zu mieten. Laurie hat eine Städtetour für den ersten Tag ausgeguckt, die auch uns zusagt. Wir wollen an einem Tag die Städte Noto, Modica und Ragusa ansehen. Das wird ein heftiger Kulturtag. Für die Kulturmuffel unter euch – es gibt noch einen anderen Teil in der zweiten Hälfte dieses Beitrags. Wir haben uns einen schönen neuen Polo gemietet und starten um kurz nach neun in Richtung Noto. Die Landschaft hier im Südosten Siziliens empfinden wir alle als Langweilig. Es ist unerwartet flach und es gibt spärliche Landwirtschaft und nichts schönes.

Wir parken das Auto und bummeln durch den Ort. Ab der Kathedrale gehen wir getrennt weiter. Die heutige Stadt wurde zehn Jahre nach dem Erdbeben von 1693 im spätbarocken Stil errichtet. Treppenmalereien sind in Wirklichkeit keine, sondern in Streifen geschnittene Drucke. Sieht aber trotzdem ganz gut aus. Die Porta Nationale ist eines der Stadttore, das Rathaus und einige Kirchen sind schon imposant.

Es geht nach einer guten Stunde weiter. Als nächstes steht Modica auf unserem Programm. Modica ist ebenfalls nach dem Erdbeben wieder aufgebaut worden, ist aber doppelt so groß wie Noto. Die Stadt gefällt mir aber nicht ganz so gut. Sehenswert sind hier wieder die Kirchen, ein Theater und ein Uhrenturm der über der Stadt prangert. Die barocke Kathedrale ist prunkvoll ausgestalltet. Nach dem Rundgang kehren wir in ein kleines Restaurant ein und werden mit sizilianischen Spezialitäten, ja man kann sagen abgezockt. Aufgewärmte, einfache Speisen und eine sehr teure Wurst werden uns serviert. Die Flasche Bier mit 0,7 l dazu kostet sage und schreibe €12! Wir teilen uns eine!

Verlassen tun wir die Stadt natürlich nicht ohne die Spezialität des Ortes probiert und gekauft zu haben. Modica ist bekannt für seine Schokolade! Diese Schokolade wird kalt hergestellt und nicht conchiert. Sie hat eine leicht körnige Strucktur und wird in zahlreichen Geschmacksrichtungen hergestellt. Wir erwerben zwei. In einer kleinen Bäckerei probieren wir noch unterschiedliche Kekse. Der empfohlene der Verkäuferin ist mit Fleisch und Schokolade.

Weiter geht es nach Ragusa. Ragusa besteht aus zwei Teilen, Ibla und Superiore. Ibla ist der schöne barocke Teil, Superiore ein nüchterner Teil, aber aus der gleichen Zeit. Verbunden sind die beiden Teile durch eine Brücke aus dem ersten Teil des 19. Jahrhundert. Wir haben uns aber nur den barocken Part angesehen. Ragusa ist aber lange nicht so prachtvoll wie die anderen beiden Städte. Der Ort hat aber trotzdem etwas durch seine verwinkelte Struktur und viele Treppen. Die Aussicht vom oberen Teil des Ortes ist aber schon toll.

Von hier aus geht es dann wieder Richtung Boot. Wir entscheiden uns für eine Strecke weiter im Inneren der Insel. Dieses ist eine gute Entscheidung ist die Landschaft hier doch wesentlich schöner. Die Dame von Google leitet uns zweimal in eine Sackgasse und schlußendlich folgen wir der Beschilderung.

Früh starten wir am nächsten Tag. Um 9 Uhr öffnet die Seilbahn am Ätna. Wir wollen früh da sein um der größten Hitze zu entgehen. Wir schaffen es nicht ganz zu um 9 Uhr. Die Schlangen an den Ticketschaltern sind schon lang, trotz des Preises von € 50 pro Person. Annes Kniee werden weicher. Gondelfahren ist so gar nicht ihr Ding. Allen Mut zusammengefasst geht es dann aber auch schon los. Die Bahn ist von Schweizern gebaut , die sollten es ja können. Knapp 600 m auf 2504 m bringt sie uns nach oben. Zu Annes Leidwesen stoppt die Bahn dann unterwegs noch kurz, aber wir schaffen es dann doch naoch oben. Hier oben ist dann doch ein deutlicher Temperaturunterschied zu merken. In der Sonne aber immernoch schön im T-Shirt.

Von hier an geht es nun per Pedes weiter. Wir folgen dem Weg den auch die Allradbusse nehmen, da dieser nicht so steil ist. In teilweise tiefem Lavaschotter führt der Weg nach oben. Wir benötigen viele kleine Stopps zum Verschnaufen. Unsere Seglerbeine sind solche Strapazen nicht gewohnt. Die Busse machen enormen Staub und wir versuchen immer auf die Windseite der Straße zu gelangen wenn eines dieser Monster kommt. Wir gelangen aber dann zu der „Bergstation“ der Busse und haben damit weitere 500 Höhenmeter geschafft. Von hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Einige geführte Touren starten hier. Die Teilnehmer tragen Helme. Ich weiß nicht wie weit diese hier aufsteigen, aber der Ätna selber ist zur Zeit wegen Aktivität gesperrt. Anne will schon aufhören aber ich bekomme sie motiviert noch bis an einen der Kraterränder weiter zu laufen.

Wir geniessen einwenig stolz die Ausblicke von hier oben. Ich liebe diese Farben, den Kontrast zum Himmel und den Wolken, sowie dem fantastischen Sonnenlicht. Die Temperatur ist übrigens so, dass wir uns einen Pullover angezogen haben und das ist nicht zu warm!

Die kleinen Krater hier sind dann allerdings nicht so spektakulär, wie ich mir das erhofft hatte.

Der Ätna 3357 m (2021, Höhe variiert)

Nach einem Snack und einem weiteren Schluck aus der (Wasser-) Pulle machen wir uns dann langsam an den Abstieg. Ich mache noch einige Fotostopps, die ich beim Aufstieg vergessen habe. Der Weg fällt deutlich leichter und in dem losen, feinen Geröll ist es teilweise wie Skilaufen – Super!

Diese Tour war denke ich eines, wenn nicht sogar das Highlight für mich von allem was wir auf Sizilien anschauen durften.

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